Hartmut T. Reliwette
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REZENSIONEN  


Annika Blanke und Cathrin Bleeker:
"Mal was anderes"

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"Mal was anderes" heißt der Lyrikband, den die jungen Autorinnen Annika Blanke, Jahrgang 84 (Leer/Ostfrsld.) und Cathrin Bleeker, Jahrgang 82 (Esklum bei Leer ) gemeinsam verfasst und gestaltet haben.

Schon die Titelgestaltung in tiefblauer Typografie auf hellblauem Leinenkarton ist ungewöhnlich: "Mal was anderes" ist nicht nur der Titel des 47 Seiten umfassenden Bändchens, sondern gleichzeitig Einführung und Unterteilung des Inhaltes: "Mal nachgedacht Mal weitergehen Mal mitgebracht Mal anders sehen. Mal kurz gelacht Mal mitgedacht Mal aufgeschrieben Mal weggetrieben ..."

Beim Einlesen fällt der Blick auf ein Zitat von Erich Kästner: "Es ist schon so: Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht: Denke an die Frage eines Kindes: "Was tut der Wind, wenn er nicht weht?" Zwischendurch werden jeweils ein Zitat von Antoine de Saint Exupéry, Goethe und Georg Büchner, stimmungsvoll an Stellen platziert, die eigene Gedanken ankündigen. Doch was erfährt der Leser von den Autorinnen selbst?

Unter: "Mal was Schönes" darf der Leser zunächst einmal mit seiner eigenen Befindlichkeit auf Entdeckungsreise gehen, wobei sich die Autorinnen in ihren Aussagen abwechseln, wenn "Im richtigen Moment" nicht klammern die Devise ist, sondern die Fähigkeit loszulassen oder "Gerade jetzt" der Partner so schön nützlich war, bevor er sich abwendet.

Kritischer wird es, wenn A. Blanke "dafür" und "dagegen" aufrechnet und dem "Anders" eine Chance einräumt und "Zwischen den Zeilen" zu der Erkenntnis kommt, dass Bücher gefährlich sind. Dem ist zuzustimmen, weil man nicht die Leser kennt! Dann wieder aufmunternde Passagen, sich nicht unterkriegen zu lassen und Anrisse, wie "Gelerntes in der Gesellschaft nutzbringend anzuwenden ist." Das dürfte allerdings nicht jeden Leser erreichen!

Die aus der klügelnden Reflexion des Wahrgenommenen kritisierende A. Blanke wird am deutlichsten mit dem Text über "Realitätsscherben" , in dem sie sich kurz und trocken mit den Auswüchsen der Medienkultur auseinandersetzt. Hier wirkt sie überzeugend wie auch in der Passage mit der Fielmannbrillenwerbung, die den Großvater zum Weinen bringt. Philosophisch rätselnd eher C. Bleeker, wenn sie z.B. im Gedicht vom "Hungerstod im Supermarkt" das Paradoxe unseres gesellschaftlichen Zusammenspiels aufzeigt und feststellt, dass das "Richtige abhanden kam und dabei die Antworten vertauschte"! Mit dieser Erkenntnis dürften auch viele andere ihre Probleme haben!

Zusammenfassend sei bemerkt, dass der inhaltliche Wert dieser Textausgabe vor allem für ältere Leser darin zu finden ist, die Gedanken junger Menschen nachzuvollziehen und vielleicht die eigene Erfahrung und Vorstellung von der "eigenen Realität" damit zu vergleichen.

Hartmut T. Reliwette

Annika Blanke und Cathrin Bleeker: "Mal was anderes"
Herausgegeben im Hebusverlag, 26789 Leer
ISBN 3-935083-14-9, Preis: 7 Euro.
Zu beziehen auch unter:
www.autoren.rocken.de