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Anja Es

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Malerin, Autorin, Galeristin aus Sandesneben (Nähe Lübeck) performt ihre Texte life.

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GRAU

Ich bin Rauch und Asche Dämmerung und Staub Hell und Dunkel ist mein Heim und zwischen Licht und Schatten lebe ich kein Leuchten wohnt mir inne und kein Eigensinn jede Farbe ist mir fremd jeder Ton erstickt alle Sinne bleiben leer und unberührbar bin ich mit meiner Haut aus Chrom und meinem Puls aus grauem Strom den du bestimmst nichts macht mich aus und alles kann ich sein wenn du es willst mein Herz aus Vakuum will ich dir schenken und meinen Blick aus Nebel den du niemals fängst und dessen Richtung du bestimmst der sieht durch dich in mich hinein und findet keinen Willen denn Grau ist es was ich bin und meine Zukunft liegt im Nichts Quecksilber strömt durch meine Adern die fließen zusammen wie graues Haar aus Glas und enden bei dir in deinem Cybertraum der mich erfüllt mit allen Farben und doch den Nebel nie durchdringt der uns umfängt mit tausend Energien Ionenstaub und Angeldust sprich zu mir in Basic Pascal Fortran sende mir dein Bild von mir ich werde das du willst fange mich in deinem Netz und gebe mir mein Ich so bin ich heute dein Geschöpf und du bestimmst mein Tun hülle mich in Silberfäden oder reiße sie mir weg dann bin ich nackt und alles kannst du sehn was du dir wünschst mein Mund aus Stahl und meine Platinbrüste hell glänzen meine Schenkel aus Kristall die öffnen sich wenn du es willst und zeigen alles so wie du es magst denn ich bin nichts und grau ist meine Seele die nichts erleidet, nichts erfüllt die nichts berührt und alles erduldet gib mir Sprache und ich spreche oder höre dir nur zu was du mir sagst wie du mich nennst alle Namen sind mir recht und alle Wesensarten bin deine zarte Blume die aus dem Asphalt wächst und die du aufhebst aus dem Staub so will ich dir dankbar sein bin stark bin hart und kalt sind meine grauen Augen wenn du um Gnade flehst so will ich dich leiden lassen um mich zu verwandeln in deine Kreatur die kannst du beugen oder in den Himmel heben wo Spiralnebel uns verwirbeln und Elektronenblitze sich über uns entladen und wo du glaubst mich zu spüren dann verschwinde ich weil du mich nicht mehr denkst verdunste aus deinen Träumen und lasse nichts zurück das ich war wird nicht mehr sein das ich werde ist noch nicht das ich bin ist ohne Leben und Asche ist was bleibt.





ROT

Ich bin Feuer ich bin Blut ich bin die Liebe in deinen Adern durch dich fließe ich rot und durch dein Herz ströme ich heiß aus der Ewigkeit komme ich und Magma bin ich langsam krieche ich in dich entzünde dich und mache dich zu mir doch wir erkalten nie und ewig ist die Feuerquelle aus dem roten Schlund gebäre ich mich endlos um dich zu umschließen mit heißen Lavaschenkeln dein Pulsen zu spüren und dich in Hitze zu zerstäuben mit dem Feuerwind in tausend Funken in den roten Himmel sollst du fliegen und verglühen sollst du wenn du in mich tauchst ich bin ein Farbstrom aus Karmin und Kadmium ist mein Fleisch ich umfließe und durchdringe dich und färbe deine weiße Seele rot wie Blut und alles was tot ist soll leben und alles was rot ist soll beben und du wirst rot sein wie ich und ich bin alle Farben rot Burgunderrot ist unser Wein und rote Früchte essen wir den roten Saft aus unser'n Mündern trinkend schwimmen wir in einem See von Feuer und rotes Licht soll uns're Sonne sein wenn die Nacht die Farbe frisst Zinnoberrot ist unser Haus und gebaut aus Leidenschaft roter Dampf steigt daraus empor in's Abendrot und es ist dein Schweiß der heiß aus allen Steinen tropft und mein roter Atem der an den Fenstern perlt und wenn die Morgenröte die Felder färbt pflücke ich dir Mohn ich pflücke dir Rosen mit langen Dornen und in deine Haut schreibe ich meinen Namen
Rot ist mein Name und rot das bin ich rot ist dein Anfang rot ist dein Sein und rot soll deine Erlösung sein hellrot wie das frische Blut sollst du mich atmen und dunkelrot trete ich aus dir hervor alles will ich dir geben und alles will ich mir nehmen ein Meer aus rot soll uns verschlingen das bin ich und du sollst in mir baden ein tiefes Bad in Magenta lässt dich rhythmisch rote Spuren in mich schlagen und mit jedem heißen Schmerz wird die Welt rot rote Schreie peitschen durch die rote Luft und rot ist die Liebe durch mich kannst du lieben dich erfülle ich mit rot und rot ist die Liebe meine Lippen sollst du küssen und meine Lippen sind rot und rot ist die Liebe meine Hitze soll dich entzünden und meine Hitze ist rot und rot ist die Liebe mein Geschlecht sollst du lieben und mein Geschlecht ist rot und rot ist die Liebe meinen Schmerz sollst du spüren und mein Schmerz ist rot und rot ist die Liebe

Anja Es mit Textbild - gr. Ansicht



Poetry-Slam Idafehn 2004

Was woll'n Sie denn?
Sehen Sie nicht, dass ich rauche?
Ach sooo: Unterhaltung! Ich soll hier was zum Besten geben.
So, so.
Na, ja. Bitteschön. Unterhalten wir uns. Aber Sie machen mit!
- Und nich' so Blaablaaa! Wenn schon, woll'n wir uns mal richtig unterhalten: - Warte mal: 'N Thema:
Z.B.: Was denken Sie über Nietzsche und den Existentialismus?
Sach mal!
Ja. Weiste nix zu sagen.
Na gut. Was anderes:
Glaubst Du, dass Freud Recht hatte mit seiner Theorie, dass wir alle vom Unbewussten gesteuert werden - oder - hältst Du das mehr mit Schopenhauer, dem alten Sack und seiner Willenslehre und seiner Auffassung von Verstand und Geist?
Geist! Ha!
Na, kommste nicht drauf. Und warum nich? - Und das beantwortet auch schon die oben genannte Frage - Weil Geist bei Euch Männern erst anfängt, wenn die Libido aufhört! Wenn überhaupt! Also herzlichen Glückwunsch zu einem ausgewogenen Hormonstatus!
...Und wenn das so ist, dann erklärt das auch, wieso man als Frau mit Männern nicht diskutieren kann; geschweige denn, sie von irgendwas überzeugen. Deswegen hab ich das auch aufgegeben.
Nee, meine Damen: Was die Psychologen und diese ganzen schlauen Sozialpädagogen einem immer erzählen, von wegen "Das partnerschaftliche Gespräch suchen" und so, ist totaler Quatsch. Die Lösung liegt immer in der Hose.
Glauben Sie's mir.
Der Zugang zur Hose ist der Zugang zum Mann. Informationen, Messages, Anfragen u.s.w. niiiie durchs Hirn. Immer durch die Hose. Ganz einfach. Und die Erlangung der Zugangsberechtigung (zur Hose) ist ebenfalls denkbar einfach. Statt Chipkarte langt 'n kurzer Rock und Codewörter gibt's in Massen. "Tolles Auto!" z.B. Oder "Wie interessant!"
Oder "ich bewundere, wie Sie das im Griff haben!" - Gibt natürlich auch schwierigere Fälle. Da sind dann die konkreten Codes angesagt: "Ich bin so scharf auf Dich wie'n Radieschen, Du Tiger!" - zum Beispiel. Aber ich bin sicher, da fällt Ihnen auch selber was ein, stimmt's?
Dacht ich's mir. - Ihnen brauch ich gar nichts zu erzählen. Alles zugangsberechtigte Profis, hier.
Na, denn.
Aber wenn wir das alles wissen, dann ist ja die Frage, wieso sind wir alle so verrückt nach den Kerlen? - Selbst die, die schon zwanzig Mal auf die Nase gefallen sind, wollen immer noch einen haben. Dabei - und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen - kann man mit ner Flasche Rotwein meistens genauso viel Spaß haben und muss anschließend nicht sagen, wie toll die war und wie viel Flaschen man vor ihr gehabt hat. Die hat auch kein Problem damit, wenn man ihr sagt, dass sie ne Flasche ist...
Na, egal, was wollt ich sagen? - Ach ja: Frauen wollen Männer. Genau. Und warum? - Ja.
Ehrlich gesagt, liebe Freundinnen: Ich weiß es auch nicht. Weil die eben süß sind. Oder auch nicht. Manche sind auch irgendwie gut, weil sie nicht süß sind. Manche sind, verglichen mit anderen, sogar witzig. Und ich kannte mal einen, der war gebildet. Echt.
Aber, Ladys: Für alle, so verschieden sie auch tun, gilt:

Liebkose
Stets die Hose
Sei 'ne schlaue Dirn
Versuch's nie über's Hirn!

Ja, und das war auch gleich mein literarischer Beitrag zum Festival der Poesie.
Selber Schuld: Sie wollten doch Unterhaltung!
Prost!