Hartmut T. Reliwette
 Über Reliwette Forum im Labyrinth Veranstaltungen Presse Gastautoren Cartoons
Rezensionen


Ostfriesland
Magazin 7/2005:


Bericht S. 104+105

Fotos: Der Eingang zum Josef-Beuys-Gedächtnisgarten in Ostrhauderfehn. Mittendrin der Künstler Reliwette, Teil des Gesamtkunstwerkes und mit Markenzeichen: Hut und Weste.

Bericht S. 106

Fotos: 2200 Quadratmeter umfasst der Beuys-Garten. Ein metallenes Windobjekt gehört ebenso dazu wie eine aus Stacheldraht geformte Kugel - das Material stammt aus dem Ersten Weltkrieg.

Bericht S. 107

Fotos: 1) Bizarr - auch der Teich ist Ausstellungsfläche. 2) Diesen "Elektrischen Stuhl" fertigte der Künstler und ausgebildete Justizoberwachtmeister mit Strafgefangenen an.


© by Ostfriesland-Magazin

________________________________________________  K u n s t  __

Eine große Edelstahlplastik und mehrere viereckige strukturierte Stahlsäulen im Vorgarten des Fehnhauses lassen ahnen, dass sich an der Ostrhauderfehner Straße "Idafehn Nord" etwas für diese Region Außergewöhnliches befindet. Hier arbeitet und residiert im "Atelier für künstlerische Kommunikation am J.-Beuys-Labyrinth" der Performance-Künstler, Bildhauer, Grafiker, Musiker und Autor von Lyrik und Prosa, Hartmut T. Reliwette. Das macht neugierig.

Angeblich war Reliwette ein Schüler oder Meisterschüler von Josef Beuys. "Das stimmt nicht", klärt der Wahl-Ostfriese auf. "Wir lernten uns kennen und waren fortan freundschaftlich verbunden." Hartmut Reliwette wurde 1943 in Berlin geboren und lebte ab 1951 in Gelsenkirchen. Er besuchte ein privates Gymnasium, machte eine Ausbildung zum Vermessungstechnischen Zeichner und ging danach zur Bundeswehr. "Das war schon in Ordnung. Aber ich habe mich dort nicht unbedingt wohl gefühlt. Allerdings die Studien der Charaktere von Vorgesetzten und 'Muschkoten' haben mich einiges gelehrt." Danach trat er in den Strafvollzugsdienst ein. "Das war eine gute Zeit. Ich hatte ein finanzielles Standbein und konnte mich daneben meinem Faible für die Kunst widmen." Damals begannen für den Kunstbesessenen die "wilden" 1960er und 1970er Jahre mit Kontakten zu Künstlergruppen in Essen und Gelsenkirchen und einer ersten "Performance" auf einem Trümmer-Grundstück. Zu Beginn der 1970er Jahre sorgte der junge Justizoberwachtmeister als Lokalmatador der Essener Kunstszene mit anderen bildenden Künstlern für Aufruhr in den Reihen der Kulturwächter: man forderte Mittel für eine große "Szenenausstellung". Denen erschien das Vorhaben mit Installationen und Kunst-Aktionen suspekt, die Planer hatten viel Überzeugungsarbeitzu leisten.

In diese Zeit fällt die Begegnung mit Beuys. Der bekannte Objektkünstler, Aktionist und Zeichner stellte seinerzeit im Folkwang-Museum sein Konzept der "sozialen Plastik" vor. Reliwette nutzte die anschließende Publikumsdiskussion und rief Beuys zu: "Ja, glaubst du denn, dass wir hier in Essen keine Kunstszene haben und dass wir uns nicht längst Gedanken gemacht haben, dass der geistigen Verarmung der Stadt Essen etwas entgegengesetzt werden muss? Muss da einer aus Düsseldorf kommen und uns sagen, wie wir das machen müssen?!" Beuys schien es zu gefallen, dass jemand anderer Meinung war als er. Einige Tage später erhielt Reliwette während des Dienstes im Gefängnis einen nächtlichen Anruf von Beuys. Damit begann eine fruchtbare Zeit der Auseinandersetzungen über Kunst im Allgemeinen und im Besonderen. Und eine nicht alltägliche Freundschaft, die offenbar auch deshalb funktionierte, weil sich die Psychogramme der beiden glichen, ebenso in etwa auch die Biographien und ganz bestimmt die Temperamente. Auch in ihrer Kunstauffassung gab es manche Übereinstimmung.

"Beuys hat mich gelehrt, meinen Weg zu gehen, auch wenn er aus unterschiedlichen Gründen nicht gangbar erscheinen sollte. 'Dein Weg ist der richtige', sagte er zu mir. Ich habe viel von ihm gelernt, vor allem, was die Sinnfragen des Lebens betrifft. Und dafür bin ich ihm dankbar. Und weil wir uns in vielem so einig waren oder wurden, habe ich ihm das Labyrinth gewidmet."