Hartmut T. Reliwette
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Gerda Ulpts

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Jahrg. 40, lebt in Holterfehn, Ostfriesland. Schreibt Lyrik und Prosa in Hoch- und Plattdeutsch, Publikationen in Zeitungen, Anthologien und Broschüren. Mitglied im Arbeitskreis ostfr. Autoren, Aurich und im Schrieverkring Oldenburg. Dozentin für plattdeutsche Sprache an der VHS.






Hoffnung

Ich hab die gute alte Hoffnung wieder blankgerieben
und den Glauben an die Zukunft aufpoliert,
hab' meiner Resignation heut' einen Brief geschrieben,
und klipp und klar gesagt, dass sie sich irrt.

Unter anderm steht im Brief: Du schaffst mich nicht!
Ich geb nicht auf!
Ich hab' gelernt!
Ich weiß Bescheid!
Das Schicksal fordert mich heraus und nimmt mich
in die Pflicht. Na gut, ich stelle mich, ich bin bereit.

Hab' viel zu lange nur mit halber Kraft geschafft,
was ich auch tat, ich sah und fand kaum einen Sinn,
nun aber habe ich mich endlich wieder aufgerafft,
weiß ganz genau, dass ich noch nicht am Ende bin.

Ich hab' die gute alte Hoffnung wieder blankgerieben
und den Glauben an die Zukunft aufpoliert,
hab meiner Resignation heut' einen Brief geschrieben
und ihr klipp und klar gesagt, dass sie sich irrt.




Alleen                               zur dt. Übersetzung

Twee swarte Vögels
Strieden um en riepe Appel.
De Sünn in d' Westen
Is bold nich mehr to sehn.
Ut en Appelboom sailt sacht
Een van twee geel Bladen
As oldgold up Grund -
Du leetst mi ok alleen!

Bold is' t nu düster.
Sünn' sitt achter swarte Wulken.
't word kold um mi to,
wat hollt mi hier noch fast
de Harvstbloom is lang utbleiht
un wor bleev all mien Hopen?
Ik bün doch nich bang -
Ik droog so mennig Last.

Ik stah un weet nich
Wor sall ik nu noch up wachten?
De Vögel floog weg,
de Appel liggt up Eer,
man mien Lengen röppt mi to:
"Musst Appelbomen poten,
dann kummt all de Freid
un ok dat Hopen weer."




dt. Übersetzung:
Allein

Zwei schwarze Vögel
Streiten um einen reifen Apfel.
Die Sonne im Westen
Ist bald nicht mehr zu sehn.
Aus einem Apfelbaum segelt sacht
eines von zwei gelben Blättern
wie Altgold zu Boden -
du hast mich auch allein gelassen

Bald wird es nun dunkel.
Sonne sitzt hinter schwarzen Wolken
Es wird kalt um mich herum,
was hält mich hier noch fest
die Herbstblume ist längst verblüht
und wo blieb all mein Hoffen?
Ich habe keine Angst -
trug doch so manche Last.

Ich stehe da und weiß nicht
worauf ich jetzt noch warten soll?
Der Vogel flog weg,
der Apfel liegt auf der Erde
mein Sehnen ruft mir zu:
"Musst einen Apfelbaum pflanzen,
dann kommt all die Freude
und auch das Hoffen wieder."




Stiekelswien                               zur dt. Übersetzung

En lüttje graue Stiekelswien
Stappt dör mien Tuun in d' Maandenschien,
he löppt un kickt, bold hier, bold daar,
wat will he denn, he deit ja raar.

Watt hett he woll bi d' Ritterspoorn,
up d' Güntsied achter d' Heeg verlor'n,
he flüst un snufft in d' Eer herum
un findt kein Tiek - och Heer, wat dumm.
As Nahbers Blcki kummt, mitmaal,
rullt he sük up to 'n Stiekelball,
stellt sük as dode Stiekelswien,
in Nacht in Tuun in d' Maandenschien.

In 't Wuddelwark van d' Fledderbusk
verstoppen sük de Musen - husch,
husch, husch sünd s' weg, as Stiekel kummt,
he sall nich weten, well daar wohnt.

Bi d' Eckelboom , daar löppt he gau,
van Feern sücht he sein Stiekelfrau.
Se wacht up hum, dat word al Tied,
"Koom gau", seggt se, wat is he blied.

Se nimmt hum mit in t' Bladennüst,
wat liggt denn daar, he hett t' nich wüsst,
veer Stiekelkinner - sünd all sien,
wat lett dat moi in d' Maandenschien.




dt. Übersetzung:
Igel

Ein kleiner grauer Igel,
tapst durch meinen Garten im Mondschein,
er läuft und guckt, bald hier, bald da,
was will er denn, er verhält sich so merkwürdig.

Was hat er nur beim Rittersporn,
auf der anderen Seite hinter der Hecke verlor'n,
er stöbert und schnuppert in der Erde herum
und findet keinen Käfer, o Herr, wie dumm.
Als Nachbars Blacky auf einmal erscheint,
rollt er sich auf zum Stachelball,
stellt sich als toter Igel,
in der Nacht im Garten im Mondschein

Im Wurzelwerk vom Fliederbusch
Verstecken sich die Mäuse - husch,
husch, husch, sind sie weg, wenn der Igel kommt,
er soll nicht wissen, wer dort wohnt.

Zum Eichbaum hin, dort läuft er schnell,
von Ferne sieht ihn seine Igelfrau.
Sie wartet auf ihn, das wurde auch Zeit,
"Komm schnell", sagt sie, was ist er glücklich.

Sie nimmt ihn mit in's Blätternest,
was liegt denn dort, er hat's nicht gewusst,
vier Igelkinder - sind alles seine,
wie ist das schön im Mond(en)schein.